(Aufgrund einer langsamen Internetverbindung sind die Bilder diesmal etwas kleiner)
Fünf Tage Zug fahren und 5191 Streckenkilometer liegen, im wahrsten Sinne des Wortes, hinter uns. Die meiste Zeit haben wir nämlich liegend verbracht. Womit auch schon ein großer Teil der Frage
„Wie sieht das eigentlich in der Transsib aus?“
beantwortet wäre: Viele Betten. Da wir diese erste große Etappe in der dritten Klasse, also im Großraumabteil gebucht hatten, ergab sich folgendes Bild:
Auf der einen Seite, auf der auch wir lagen, sind vier Liegen quer zur Fahrtrichtung angebracht, auf der anderen zwei entlang dieser. Zwischen den Sechsergruppen gibt es einfache Durchgänge, am Ende des Wagens eine Toilette und das Schaffnerabteil.
Unser Schaffner führt uns zur nächsten Frage:
„Und wie sind die Menschen auf der Transsib so?“
Nett. Wir hatten, zumindest in unserem Wagen, niemanden der englisch sprach, aber mit Händen und Füßen kann man sich ja immer verständlich machen. Unser Schaffner begrüßte uns in Moskau in voller Uniform. Keine zwei Stunden später, offenbar war seine Schicht zu Ende, schob er nur (!) in Badelatschen und Jogginghose seinen durchaus beachtlichen Bauchumfang durchs Abteil. Nett.
Auf unserer Seite in den oberen Liegen begleiteten uns zwei Russen (fast) die gesamte Strecke. Der eine, vermutlich Familienvater und offenbar gerade auf dem Rückweg von Kreta, wurde bis zu irgendeinem Halt in der Mitte (die Tage verschwimmen mit der Zeit etwas miteinander) von seiner Frau und Kind begleitet. Als diese ausgestiegen waren, und wir, wohl mangels Sprachkompetenz, ihm zu unkommunikativ waren, fand er schnell neue Freunde. Die zwar auch wieder ausstiegen, aber es gab ja immer wieder Nachschub…
Der andere, deutlich wortkarger, aber auch immer hilfreich bei der Frage, wie lange der Zug denn jetzt an diesem Bahnhof im russischen Nirvana halten werde… nett. A propos Halt:
„Was isst man denn auf der Transsib?“
Fertignudeln. Es gibt nämlich heißes Wasser in jedem Waggon.
Oder man is(s)t experimentierfreudiger: Da der Zug etwa drei Mal am Tag für mindestens 20 Minuten an einem Bahnhof steht, kann man sich auch hier versorgen. Häufig stehen schon beim Anhalten viele Menschen auf dem Bahnsteig und preisen lokale Spezialitäten oder anderes Essen an: Fisch, Fischbrötchen, Hähnchen, Brot, Brötchen… wir waren nur einmal so mutig und haben uns sechs Fischbrötchen gekauft (ohne vorher zu wissen, dass es Fischbrötchen sind).
Zum Frühstück gab es Brot mit Honig:
„Und was macht man sonst so den ganzen Tag auf der Transsib?“
Durch die Zeitverschiebung hat er eh nur 22 bis 23 Stunden, man schläft oder döst insgesamt sicher an die 12 Stunden, dann noch essen und Beine vertreteten (eine Stunde), aus dem Fenster gucken (zwei Stunden), Lesen (drei Stunden), unterhalten (eine Stunde), Kyrillisch lernen, …
Dadurch, dass man praktisch immer in Bewegung ist, kommt praktisch keine Langeweile auf. (Außer wenn der Zug mal wieder eine Stunde irgendwo steht).
Aber ja, man wird auch einfach bescheuert:
(Hier hatte ich in dem Rattatack-rattatack des Zuges einen Beat entdeckt.)
„Und sonst so?“
Der Vollständigkeit halber:
Unsere (letzte) Lok:
Jetzt geht es an den Baikalsee, ich hoffe das bisher ausnehmend gute Wetter (vier Tage Russland haben mich brauner werden lassen als ein Frühling in Freiburg…) hält weiter an.