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6831km: Mongolei – Abenteuer gebucht, Abenteuer bekommen

Wir waren in der Pampa. Dermassen in der Pampa, dass die Antwort auf die ansonsten ja doch eher rhetorische Frage „Habt ihr eine Toilette?“ auch mal ein ernsthaftes „Nein.“ sein kann. Aber der Reihe nach:

Nach einer ereignisarmen Zugfahrt mit sehr viel Warten an der Grenze sind wir in Ulaanbaatar, der Hauptstadt der Mongolei angekommen. Nachdem wir es in unserem Hostel erst einmal genossen haben, wieder Traveller um uns herum zu haben und Englisch, Franzoesisch, Niederlaendisch,… zu hoeren, haben wir uns schnell an die Planung einer Tour gemacht. Da die Stadt relativ unspannend ist, wollten wir schon am naechsten Tag los. Praktischerweise bot unser Hostel gleich etwas passendes an: Homestay bei zwei verschiedenen Familien in der Halbwueste. Wobei „Home“ hier „Jurte“ heisst…

Das erste Abenteuer hatten wir dann auch gleich: Um an Tickets fuer den Fernbus zu kommen, durften wir uns mit dem Nahverkehr beschaeftigen. Wir hatten einen Zettel dabei, wo draufstand, wo wir wieder aussteigen sollen… fanden diese Haltestelle aber auf dem Plan nicht. Auf gut Glueck sind wir dann in den Bus eingestiegen und haben den Zettel der Schaffnerin gezeigt… sie nickte freundlich und damit ging es in den Verkehr.

Der russische Verkehr war ja schon gewoehnungsbeduerftig, aber Ulaanbaatar toppte das nochmal. Unfassbar viel Verkehr (schliesslich ist es eine Millionenstadt… und es gibt weder Zuege noch Strassen- oder U-Bahnen…) Irgendwann winkte man uns dann zu und wir stiegen am „Busbahnhof“ aus. Die „Warteschlange“ am Schalter war der ersten Reihe eines Rockkonzerts nicht unaehnlich… aber irgendwann war auch das geschafft und die Rueckfahrt mit dem Bus war dann fast schon Routine. Nachdem wir den Abend bei einem Burger in einem Irish Pub (offenbar gibt es eine mongolisch/irische Biermarke) ausklingen haben lassen, ging es dann los.

Am naechsten Morgen, wieder am Busbahnhof angekommen, halfen uns freundliche Mongolen unseren Bus zu finden. Da jeder der anderen Mitreisenden offenbar genau an dem Tag seinen gesamten Haushalt in den Bus einladen wollte, dauerte die Prozedur etwas laenger… aber wir haben ja Urlaub.

Der Bus entpuppte sich dann sogar als klimatisiert, die Strassen waren aber schon weniger im gewohnten Standard. Die Verkehrsregeln wurden weiterhin gewohnt kreativ ausgelegt, aber da die Schlagloecher auch mal gerne ueber zwei Spuren gehen, wird halt auf der fuer den Gegenverkehr ausgewichen…

Ein paar Stunden spaeter, wir hatten wieder einen Zettel mit unserem Bestimmungsort zum Einsatz gebracht, schickte uns der Busfahrer mitten in der Wueste vor die Tuer. Nachdem er wohl auch kurz irritiert war, da uns vor Ort niemand in Empfang nehmen wollte, wies er noch auf ein Haus in der Ferne („Hotel!“ „Ah, okay.“) und fuhr dann weiter.

Schnell gesellten sich ein paar Mongolen mit ihren Kamelen zu uns und nach einem Anruf beim Organisator der Tour wurde uns bedeudetet, man wuerde gleich kommen. Es tauchte auch recht bald ein Motorrad auf, dass uns in eine Nahe gelegene Jurte brachte. Nach so viel Abenteuer passierte dann relativ… nichts. Wir bekamen zu essen (Schafsfleischsuppe), ein Bett zugewiesen und sonst… nun ja. Englisch sprach man wohl nicht, daher stellen wir uns langsam darauf ein, uns wohl selber bespassen zu muessen.

Der Abend und die Nacht kam, am morgen, nach dem Fruehstueck (Schafsfleischsuppe) packten wir gerade unsere Sachen, um die Gegend etwas zu erkunden, als ein Jeep vorfuhr. Der Fahrer des Jeeps brachte uns in eine andere Jurte, etwa 10km entfernt, in einem Tal liegend. Dort bekamen wir zu essen (Schafsfleischsuppe), ein Bett zugewiesen und sonst… nun ja. Der Fahrer, offenbar der Vater der Familie, bestieg sein Pferd und ritt davon.

Vier Stunden spaeter…

Wir waren inzwischen ziemlich genervt, da wir unseren nicht ganz billigen Trip nicht mit dem Warten in Jurten verbringen wollten, da tauchte der Vater wieder auf, seine zwei Toechter im Schlepptau. Da offenbar weiter nichts passieren sollte, sind wir dann wortlos wandern gegangen…

Damit war dann zum Glueck auch der Tiefpunkt erreicht. Nachdem wir einige Zeit auf einem nahen Berg die Aussicht genossen hatten, kamen wir mit deutlich besserer Laune zum Abendessen zurueck (zwar Schaf, aber immerhin nicht die befuerchtete Suppe), durften beim Schafe und Ziegen einfangen helfen, spielten etwas mit den Toechtern und erfreuten uns am mongolischen Fernsehen (da laueft das deutsche „Promi-Dinner‘ mit mongolischem Over-Voice. Die „Promis“ haben hier vermutlich einen aehnlichen Bekanntheitsgrad wie in Deutschland).

Am naechsten Morgen (Fruehstueck: Eine Art Pfannkuchen) brachten wir in Erfahrung, dass es gegen 12 Uhr per Pferd weiter zur naechsten Familie gehen solle, bis dahin erkundeten wir die Gegend um diese Jurte. Der Ritt mit den etwas zu kleinen Pferden und Saetteln war trotzdem nett, auch wenn sich unsere Koerper immer noch beschweren.

Auf halbem Weg wurden wir an die naechste Familie uebergeben und per Auto fuhren wir die restliche Strecke. Diese Jurten standen mitten in der Ebene, was einen schoenen Kontrast darstellte. Die hiesigen Toechter sprachen sogar beide englisch, sodass wir hier keinerlei Verstaendigungsprobleme mehr hatten. Ein kleiner Ausritt auf Kamelen rundete dann diesen Tag ab.

Damit war schon der letzte Tag gekommen. Dieser sollte aber noch ein Abenteuer bereithalten.

Nach einer Autofahrt „ins naechste Dorf“ zum Fernbus-Halt, warteten wir dort auf den Bus zurueck nach Ulaanbaatar. Der Bus entpuppte sich als zwei Minibusse und nach der obligatorischen Verzoegerung, um die jweils drei Haushalte der Mitreisenden zu verstauen, ging die Fahrt los.

Die beiden Fahrer probten offenbar fuer ihre Teilnahme an der Rallye Dakar. Schlagloecher, langsam fahrende Autos, alles wurde mit wilden Manoevern umkurvt, natuerlich alles ohne Gurt. Die Strasse war stellenweise wohl so schlecht, dass sie schlicht gesperrt war und man in den Sand neben der Strasse auswich.

Der wilde Ritt fand nur eine Unterbrechung, als die Busse sich der (wohl immer an der selben Stelle stattfindenden) Polizeikontrolle naeherten. Das Tempo wurde auf einmal gemaechlich und der Gurt kam zum Einsatz. Nachdem dieses Hindernis ueberwunden war, ging es aber mit unvermindertem Tempo weiter.

Der Lohn der Muehe unseres Fahrer war dann aber auch, dass wir auf dem Rueckweg etwa eine Stunden schneller waren auf dem Hinweg… Der Teilnahme an der Rallye Dakar steht aus meiner Sicht nichts mehr im Wege!

Damit war dann unser mongolisches Abenteuer zu Ende und ich hoffe, wir haben in der Natur genug Kraft getankt fuer die beiden Mega-Staedte, die als Naechstes auf dem Plan stehen: Beijing und Hong Kong!

Zumindest in Beijing ist der Internetzugang ja nicht uneingeschraenkt moeglich, es kann also sein dass es etwas laenger dauert bis zum naechsten Eintrag.

2 Kommentare zu “6831km: Mongolei – Abenteuer gebucht, Abenteuer bekommen

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