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9472km: Japan – Hitze, Fahrrad, Kimono

Direkt von den Philippinen („Tricycle, sir?“) nach Japan zu reisen ist ein ziemlich großer Schritt. Kulturell, finanziell, aber nicht geografisch. Nach einem kurzen Flug zu nachtschlafener Zeit landeten wir am Kansai International Airport in Osaka. Direkt standen wir vor dem größten Problem des reisenden Deutschen: Ein Frühstück zu bekommen. Im Flughafen gab es zwar einen Haufen Restaurants, aber Nudeln zum Frühstück… naja. Schließlich retteten wir uns vor so viel fremder Kultur in einen Starbucks.

Die Fahrt nach Kyoto erwies sich als einfach, nur musste natürlich bei jeder Haltestelle die viel gerühmte Pünktlichkeit japanischer Züge überprüft werden… der Ruf scheint auch zu stimmen, wir haben nie mehr als zwei Minuten Verspätung erlebt.

In Kyoto trafen wir dann auf Marianne, eine Freundin aus Kindertagen von mir, die gerade an der dortigen Universität arbeitet und uns angeboten hatte, bei ihr zu übernachten.

Marianne hat außerdem zwei Fahrräder, sodass wir mal wieder auf unserem Lieblingsverkehrsmittel eine Stadt erkunden konnten. Da Japan, wir ja schon erwähnt, sehr teuer ist, insbesondere der öffentliche Nahverkehr, haben wir da gerne von Gebrauch gemacht. Verkehrsregeln beachten die Fahrradfahrer kaum, da fühlt man sich als Freiburger ganz zu Hause!

In Kyoto, einer ehemaligen Hauptstadt, gibt es sehr viele Tempel. (Vielleicht ist auch ein Schrein darunter, Japankenner mögen es mir verzeihen.) Namen gibt’s dazu leider nicht, die konnte ich mir nicht merken. Auf dem Weg zum ersten, den wir uns ansahen, stand eine der höchsten Pagoden:

Im Tempel angekommen konnten wir uns schon mal an viele Menschen gewöhnen, das sollte uns die nächsten Tage noch öfter passieren. Die Tempel sind sehr interessant, sehr offen, ganz anderes als das was man von europäischen religiösen Einrichten kennt.

Im benachbarten Park genossen wir dann verdientermaßen ein japanisches Wassereis. Dazu wird einfach ein großer Eisblock klein gemahlen (sie nennen es „Shaved Ice“) und mit Sirup übergossen. Kostet „nur“ gut 2,50€. Schmeckt aber, und vor allem, erfrischt!

Aber eine Sache hat Japan ja auch noch: Linksverkehr! Vor allem auf dem Fahrrad kostete mich das einige Konzentration, es kam öfters vor, dass ich mich nach dem Abbiegen oder einer Einbahnstraße auf der richtigen rechten Straßenseite wiederfand. Aber mit einem Fahrrad lernt man eine Stadt doch besser kennen als mit der U-Bahn. Kyoto hat ein sehr praktisches Gitterlayout, sodass man sich sich einfach zurecht findet.

Am Abend waren wir dann noch feiern à la japonaise: Karaoke! Zuerst ungewohnt, aber mit Queen und 99 Luftballons als Einstimmung ging das auch. Karaoke macht zwar auch Spaß, aber mit der echten Stimme in einer Disco ist mir das dann doch lieber.

Am nächsten Tag fuhren wir in eine andere ehemalige Hauptstadt, nach Nara. Dort gibt es noch mehr Tempel, aber auch einen großen Park. In diesem Park leben zahme Rehe, die als göttliche Boten gelten (oder sowas). Sehr interessant anzusehen und ein willkommener Anlass für diverse Wortspiele: „Wenn zwei Menschen und zwei Rehe Doppelkopf spielen – kriegen dann die Rehe immer die Kreuz-Damen?“ „Wenn ein Reh Fahrrad fährt – ist das dann Rehcycling?“ oder, passend zu diesem Bild (noch einer für die Doppelkopfspieler):

Reh, unter 1,90m

Zahm bedeutet aber bei einigen Exemplaren auch: dreist. Einer armen französischen Reisegruppe neben uns wurde der (hoffentlich leicht verdauliche) Stadtplan entwendet und genüßlich von einem Reh verspeist.

Aber zurück zu den menschlichen Attraktionen: Die größte Holzstruktur der Welt steht ebenfalls in Nara, ein Tempel der eine sehr große Buddha-Statue (Wortspiel: „Budda-Tempel, Buddha-Brezel“) beherbergt:

Diese Statue ist über 15m groß, die Fotos davon sind aber leider nichts geworden. Fotos wurden aber auch von anderen japanischen Besuchern reichlich geschossen, natürlich immer mit der bekannten Pose. Da wollten wir natürlich in nichts nachstehen:

Zurück in Kyoto, noch mehr Tempel. Am Eingang eines solchen steht immer ein Tor, in Rot gestrichen, die Farbe soll böse Geister abhalten.

Bei diesem Tempel dachte man sich aber offenbar „Viel hilft viel“ und baute einige hundert (oder tausend?) dieser Tore, um die Wege durch den ausgedehnten Tempel zu säumen, was dann solche Bilder ergibt:

Ganz oben kommen aber ganz sicher keine bösen Geister an!

Damit waren die vier Tage in Kyoto und bei Marianne auch schon rum. Dank ihr haben wir viel japanisches Essen kennen gelernt, aber auch einmal Kässpätzle bekommen. Vielen Dank für alles!

Mittwoch morgen stiegen wir in den Fernbus, der uns nach Tokyo bringen sollte. (Funfact: Tokyo, Kyoto und Peking benutzen die selben beiden Schriftzeichen.) Die erste Freude über das Bordunterhaltungssystem trübte sich schnell, als sich herausstellte, dass einzig „The Dark Knight“ auf englisch verfügbar war. Aber damit konnten wir immerhin einen guten Teil der sechs Stunden Fahrt verbringen. In Japan darf man auf den Autobahnen selten 100km/h, meistens aber nur 80km/h fahren.

Die ersten beiden Nächte „in Tokyo“ verbrachten wir vielmehr bei Tokyo, zwei Stunden mit der S-Bahn an der Tokyo Bay entlang, in dem kleinen Dorf Kanaya. Unternehmungslustig erklommen wir das lokale Gebirgchen (400m), aber der bei schönerem Wetter sichtbare Mount Fuji wollte sich uns nicht zeigen… vielleicht sehen wir ihn noch morgen aus dem Flugzeug.

Unsere Couchsurfing-Hosts stellten zwar schwierige Fragen („What’s german about you?“), aber stellten auch einen Kimono für Hanna zum anprobieren. Im Gegenzug zeigten ihr ihnen Spezi…

Am Freitag ging es dann schließlich nach Tokyo rein. Nachdem wir Miri, eine Schulfreundin von uns, die gerade in Tokyo studiert, getroffen hatten, stand am Freitagabend die Geburtstagsparty von einem ihrer Freunde an. Nach dem Essen ging es direkt im Zentrum des Partyviertels Shibuya zu einem Flatrate-Trinken für schlappe 1000 Yen pro Person. Ein illustre internationale Runde aus Amerikanern, Franzosen (einer hieß natürlich Pierre-Francois), Japanern, Chinesen und vielem anderen.

Da die letzten U-Bahnen unverständlicherweise gegen Mitternacht fahren, ging das aber auch nicht endlos, schließlich stand am nächsten Tag die Besichtigung von Tokyo auf dem Programm: Zum Beispiel ein Park, sehr malerisch inmitten von Hochhäusern gelegen:

Für den Abend war geplant, ein großes Feuerwerk in Asakusa anzuschauen. Auf dem Weg warnte uns Miri schon davor, dass da wohl etwas viele Menschen seien, aber die Realität war dann doch anders als erwartet. Schon einige U-Bahn-Stationen davor füllte es sich gut und ein Tempel in der Nähe des Feuerwerks war auch ziemlich voll:

Die weiträumig abgesperrten Straßen waren auch voll:

Sehr eindrucksvoll.

Leider wurde das Feuerwerk selbst dann wegen eines Gewitters schon wenige Minuten nach dem Beginn abgebrochen.

Den letzte Tag in Tokyo verbrachten wir in Shinjuku, wo das Rathaus von Tokyo steht. Dort kann man kostenlos in den 45. Stock fahren, wo wir dann Abends die Aussicht auf die scheinbar endlose Stadt genossen:

Morgen, Montag, machen wir dann so etwas wie eine Zeitreise: Um 13 Uhr geht unser Flug nach Seoul, von dort geht es dann weiter nach Vancouver, wo wir dann wieder am Montag um 12:50 Uhr ankommen. Was Zeitzonen so möglich machen…

Auf nach Kanada!

 

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